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Echtzeit-Intelligenz in der Fertigung mit dem AAS-Event-Mechanismus

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Praktische Anwendungen des AAS-Event-Mechanismus in der Fertigungs- und Prozessindustrie für Anlagenbetreiber

 

Die digitale Transformation in der Fertigungs- und Prozessindustrie verlangt mehr als nur digitalisierte Dokumente und Dashboards. Um das volle Potenzial von Industrie 4.0 auszuschöpfen, benötigen Unternehmen Assets, die in Echtzeit kommunizieren, reagieren und sich anpassen können. Hier kommt der Event-Mechanismus der Asset Administration Shell (AAS) ins Spiel – eine wegweisende Funktion, die ereignisgesteuerte Intelligenz in Digitale Zwillinge und industrielle Systeme bringt. 

Dieser Mechanismus bringt Echtzeitbenachrichtigungen und Subskriptionen in die Welt der Digitalen Zwillinge und ermöglicht es Systemen, direkt auf Veränderungen zu reagieren, ohne Polling und ohne manuelle Eingriffe. 

In diesem Artikel zeigen wir, wie der AAS-Event-Mechanismus funktioniert und – noch wichtiger – wie er durch praxisnahe Anwendungsfälle echten Mehrwert schafft. 

 


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Was ist der AAS-Event-Mechanismus? 

Der AAS-Event-Mechanismus ist ein standardisiertes Verfahren, mit dem Digitale Zwillinge auf Basis der AAS andere Systeme oder Beteiligte benachrichtigen, sobald etwas Wichtiges passiert – sei es eine Statusänderung, eine neue Firmware-Version oder das Überschreiten eines kritischen Prozesswerts. Dieser ereignisgesteuerte Ansatz macht aus der AAS einen aktiven Teilnehmer im industriellen Ökosystem. 

 

Wichtige Merkmale sind:

  • Feingranulares Monitoring: Abonnements auf Änderungen jeder Ebene – von einzelnen Eigenschaften bis zu kompletten Submodellen. 
  • Flexible Integration: Unterstützt sowohl Push- (Event wird gesendet) als auch Pull-Modelle (Event wird abgefragt) und arbeitet mit gängigen Protokollen wie HTTP REST und MQTT. 
  • Technologie-Neutralität: Lässt sich in bestehende Architekturen integrieren, ohne auf einen bestimmten Anbieter oder Stack festgelegt zu sein. 

 

Die zentralen Bausteine:

  • BasicEventElement: Definiert, was beobachtet wird (z. B. eine Property), wohin die Daten fließen (Richtung IN/OUT) und wie die Events übertragen werden. 

  • EventPayload: Enthält die konkreten Event-Daten – also was, wann, durch wen und warum sich etwas geändert hat. 

Das Ganze funktioniert technologieoffen und unterstützt sowohl HTTP REST als auch MQTT, im Push- oder Pull-Modell. 

 

 

Drei beispielhafte, praxisnahe Anwendungsfälle mit echtem Mehrwert 

 

1. Automatisierte Firmware-Update-Benachrichtigungen

Szenario:
Ein Zulieferer veröffentlicht ein Firmware-Update für eine kritische Komponente, die in mehreren Produktionslinien eingesetzt wird. 

Funktionsweise:
Die AAS des Zulieferers ergänzt das Product Change Notification (PCN) Submodell um einen neuen Eintrag. Ein BasicEventElement überwacht dieses Submodell auf neue Updates. 

Mehrwert: 
Sobald das Update veröffentlicht wird, erhalten alle abonnierten Hersteller sofort eine Benachrichtigung. So können Montage- und Testteams unmittelbar reagieren, Prozesse anpassen, Kompatibilität prüfen und Compliance sicherstellen – ohne Verzögerung. 

 

2. Echtzeit-Condition-Monitoring

Szenario:
Temperatursensoren überwachen Anlagen in der Produktion auf Überhitzung.

Funktionsweise:
Die AAS protokolliert Sensordaten im Time Series Data Submodell. Ein BasicEventElement ist so konfiguriert, dass es bei Überschreiten eines kritischen Schwellenwerts auslöst.

Mehrwert: 
Wird der Grenzwert überschritten, sendet der Event-Mechanismus eine Alarmmeldung an Wartungsteams und Überwachungssysteme. So kann schnell eingegriffen, Ausfallzeiten minimiert und Anlagen geschützt werden. 

 

3. Komponentenwechsel im Stücklisten-Tracking

Szenario:
Bei der Wartung wird ein Motor im Fördersystem ausgetauscht. 

Funktionsweise:
Das Stücklisten-Submodell (BoM) in der AAS wird mit den Daten des neuen Motors aktualisiert. Ein Event wird ausgelöst und informiert alle relevanten Systeme und Beteiligten.

Mehrwert: 
Diese automatische Aktualisierung sorgt für Rückverfolgbarkeit, hält digitale Dokumentationen aktuell und vermeidet manuelle Dateneingaben – das spart Zeit und reduziert Fehler in Engineering, Compliance und Lagerverwaltung.

 

 

Mehr als nur Notifications: Semantische Tiefe

Im Gegensatz zu klassischen Event-Systemen sind AAS-Events semantisch eindeutig. Jedes Event enthält: 

  • Was sich geändert hat (mit semantischer ID) 

  • Wo die Änderung aufgetreten ist (Referenzpfad im AAS) 

  • Wer die Änderung ausgelöst hat 

  • Wann sie stattgefunden hat 

Dadurch wird der Digitale Zwilling vom passiven Datencontainer zu einem aktiven, intelligenten Systemakteur. 

 

Integration leicht gemacht: REST & MQTT

 Protokoll 

 Anwendungsfall

 Beispiel

 REST 

Cloud-Systeme, sichere IT-Architekturen 

Push an öffentliches Event-API 

 MQTT 

IoT und Edge-Kommunikation

Event-Stream von Maschinen

 

Die Ereignisse sind technologieoffen modelliert und lassen sich problemlos in heterogene OT-/IT-Systemlandschaften integrieren. 

 

 

Handlungsimpulse für Anlagenbetreiber

Der AAS-Event-Mechanismus ist nicht nur ein technisches Upgrade – er ist ein strategischer Enabler für die digitale Transformation:

  • Schnellere Reaktion, weniger Ausfallzeiten: Echtzeit-Benachrichtigungen und automatisierte Workflows sorgen dafür, dass Probleme erkannt und behoben werden, bevor sie kritisch werden. 

  • Datenkonsistenz und Rückverfolgbarkeit: Automatische Benachrichtigungen stellen sicher, dass alle Systeme und Beteiligten stets mit den aktuellsten Informationen arbeiten. 

  • Weniger manueller Aufwand: Routinemäßige Aktualisierungen und Kommunikation werden automatisiert – Teams können sich auf wertschöpfende Aufgaben konzentrieren. 

  • Zukunftssichere Integration: Dank technologie-neutralem, modularen Design können Sie Ihr System flexibel ausbauen und anpassen, wenn Ihr Unternehmen wächst. 

 

 

Fazit 

Der Event-Mechanismus der Verwaltungsschale ist ein stiller Game-Changer. Er macht Digitale Zwillinge reaktionsfähig, vernetzt und prozesssteuernd. Für Produktmanager in der Fertigung und Prozessindustrie bietet er enorme Chancen zur Automatisierung, Effizienzsteigerung und Verbesserung der Systemintegration. 

 


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Christian-Portraits_GROSS

Christian Günther 
Senior Portfolio Manager
Produktmanager twinsphere
Kontakt

 

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Quelle und Referenz zu den Anwendungsfällen: 

IDTA Whitepaper, AAS Events Specification Understanding – Explanation, Modelling Approaches, and Examples 

https://industrialdigitaltwin.org/en/content-hub/downloads 

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